Sokrates

Sokrates, geb. in Athen 470 v Chr, dort gestorben 399 v Chr ist sicher einer der bedeutendsten Philosophen Griechenlands. Es gibt nichts Schriftliches von ihm, der Nachwelt wurden seine Ideen durch seinen Schüler Xenophon und vor allem durch Platon erhalten.
Sokrates stellte das Herkömmliche, Althergebrachte mittels der ironischen Frage auf den Prüfstand des Wissens und der Logik, das ruhelose Fragen war ihm Weg zur Erkenntnis. Seine Überzeugung, daß aus einsichtigem Denken rechtes Handeln hervorgehe, nahm den selbstbestimmten, sich selbst definierenden Menschen vorweg. Derartiges Denken ist immer eine Gefahr für Herrschende, denn stetes Hinterfragen hinterfragt auch Macht und Privilegien. Nicht von ungefähr mag der Prozess gegen Sokrates solchen Verlauf genommen haben, obwohl die Ankläger nur ein Gerber, ein mittelmässiger Dichter und ein Redner waren. Jeder Bürger konnte Klage vor dem Geschworenengericht erheben, das besetzt mit 501 ausgelosten Mitgliedern, ohne Möglichkeit eines Rechtsmittels, ein abschliessendes Urteil fällte.

In den Erinnerungen an Sokrates überliefert Xenophon den Text der Anklage "Sokrates tut Unrecht, indem er die Götter nicht anerkennt, welche der Staat anerkennt, dafür aber neue Götter einführt. Er tut ferner dadurch Unrecht, daß er die jungen Leute verdirbt."

Aus Platons Apologie wissen wir, daß Sokrates sich so schlecht verteidigt hat, wie dies heute noch Angeklagte tun, die glauben sich selbst verteidigen zu müssen. In eigener Sache war auch Sokrates ein schlechter Anwalt. Stolz war seine Sprache, in den Augen seiner Richter wohl auch hochmütig. Nicht um Milde bat er, sondern stellte sich selbst als Bereicherung der Stadt Athen heraus.
Trotzdem gelang es ihm, Punkt für Punkt die Anklage zu widerlegen, die zunächst von Meletos, dem mittelmässigen Dichter vorgebracht wurde. Kaum ein Fünftel der Richter waren nach Sokrates Rede geneigt, der Anklage zu folgen. Es mag seine Sprache gewesen sein, die es dem Gerber und vor allem dem Redner Lykon ermöglichten mit ihrer Darstellung der Anklage und ihres Zweckes letztendlich 281 Richter von der Schuld des Sokrates zu überzeugen, die anderen 220 Richter stimmten für Freispruch, sodaß Sokrates verurteilt war.
In einer zweiten Phase des Verfahrens ging es nun nach dem Grundurteil um die Frage des Strafmasses, von den Anklägern war die Todesstrafe beantragt. Sokrates hatte das Recht, um ein mildes Urteil zu bitten. Aber gerade das tat er in seiner zweiten Rede vor dem Geschworenengericht nicht. Nein, statt Milde wies er in seiner zweiten Verteidigungsrede daraufhin, daß ihm die höchste Ehrung zustehe für seine Verdienste. Die Verurteilung zum Tode erfolgte. Platon übermittelt uns noch den Dialog mit Kriton, einem Freund Sokrates, der ihn kurz vor der Urteilsvollstreckung noch zur Flucht aus der Stadt bewegen wollte.
Sokrates soll gesagt haben: "Hältst Du es für möglich, daß eine Stadt weiterbestehe und nicht zusammenstürze, in welcher die gerichtlichen Entscheide keine Wirkung haben, sondern von Privatleuten aufgehoben und vernichtet werden?"
Sokrates starb durch Gift, das er aufgrund der Verurteilung trinken musste, durch den Schierlingsbecher.

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